In den letzten 50 Jahren hat sich die Nachfrage nach Wasser für Haushalt und Produktion verdreifacht. Die Wasserknappheit nimmt zu und ist in Dürrejahren wie 2016 und 2020 im Mekong-Delta besonders ausgeprägt. In einigen Gebieten haben die Haushalte keinen Zugang zu Leitungswasser oder zu hygienischem/sauberem Wasser. So nutzen beispielsweise fast 100 Haushalte in der Gemeinde Tân Minh im Bezirk Sóc Sơn, der etwa 30 Kilometer vom Zentrum von Hà Nội entfernt ist, immer noch Grundwasser, weil es kein Leitungswasser gibt. Obwohl dieses Wasser vor der Verwendung durch einen fünfschichtigen Tank gefiltert wird, hat es immer noch einen fischigen, stechenden Geruch und die Qualität ist nicht gewährleistet. Der Grund dafür ist, dass das örtliche Grundwasser durch die Abwassereinleitungen verunreinigt ist, z.B. durch die häusliche Viehzucht und die landwirtschaftliche Produktion sowie durch Fabriken und den Nam Sơn Abfallbehandlungskomplex. Darüber hinaus hat die Übernutzung des Grundwassers zu einer Erschöpfung der Wasserressourcen geführt, die sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten auftritt. Im Süden Vietnams, insbesondere im Mekong-Delta, haben Dürre und Salzwasserintrusion vor allem in der Trockenzeit die ernsthafte Wasserknappheit verursacht. Viele Bewohner mussten weit fahren, um sauberes Wasser aus öffentlichen Wassertanks zu holen.
Zu den Maßnahmen gegen die Wasserknappheit gehören (1) der Bau groß angelegter und interkommunaler zentraler Wasserversorgungsanlagen (z. B. in der Provinz Cà Mau), (2) der Bau von Dämmen, um das Eindringen von Salz zu verhindern und Wasser zu speichern (z. B. in den Provinzen Tiền Giang und Long An). Darüber hinaus raten die Experten zur technischen Anwendung der Grundwasseranreicherung und zur Begrenzung der Grundwasserentnahme in Bezug auf Ort und Umfang.
Neben dem bewilligten Masterplan zur Grunduntersuchung der Wasserressourcen bis 2030 mit der Vision bis 2050 (veröffentlicht im März 2021) und anderen Wasserplanungsprojekten hat das Ministerium für natürliche Ressourcen und Umwelt (MONRE) ein nationales Projekt zur Wassersicherheit bis 2045 ausgearbeitet und der Regierung vorgelegt. In diesem Projekt wurden mehrere Lösungen zur Gewährleistung der Wassersicherheit vorgeschlagen, z.B. „Stärkung und Verbesserung der institutionellen, politischen, finanzilellen Rahmenbedingungen; Gewinnung sozialer Ressourcen für die Entwicklung des Wassersektors; effiziente der Bewirtschaftung der Wasserressourcen, um eine proaktive Wasserversorgung für das Leben und für die Produktion zu gewährleisten; Sanierung degradierter, erschöpfter und verschmutzter Flüsse und nachhaltige Entwicklung der aquatischen Ressourcen und wichtiger Feuchtgebietsökosysteme sowie Gewährleistung der Wassersicherheit für die Umwelt“. Was die Planung der Wasserressourcen anbelangt, ist mittelfristig eine Verbesserung der Wasserqualität erforderlich. Langfristig wird MONRE jedoch einen Mechanismus entwickeln, um Investitionen und Ressourcen für die Sanierung geschädigter Flüsse zu gewinnen.
Quellen und weitere Informationen: “Drastic measures needed to ensure water security: MoNRE” unter https://vietnamnews.vn, “Tìm giải pháp, nỗ lực bảo đảm an ninh nguồn nước quốc gia” unter https://www.vietnamplus.vn, and “Residents struggle to live with polluted water” at https://vietnamnews.vn, abgerufen am 8. April 2022.